1 Mobilitätsdaten-Projekt beschreiben
In diesem Modul wird ein Steckbrief des Mobilitätsdaten-Projekts angefertigt, der die grobe Datensituation beschreibt, warum und mit wem Daten geteilt werden sollen und was die möglichen Anwendungsfälle der Daten sind.
Benötigte Vorlage: Projektsteckbrief
Perspektive
Bevor wir uns mit den Fragestellungen innerhalb des Projekts beschäftigen, ist es wichtig, sich über das eigene Verhältnis zu dem Projekt und den Daten klar zu werden. Das schließt ein, in welcher Rolle man die folgenden Fragen beantwortet und welche Verantwortung man selbst in der Datensituation trägt. Ein Datenmanager, der für die interne Nutzung der Daten verantwortlich ist, hat eine andere Sicht auf die Daten als eine Person, die die Veröffentlichung der Daten für externe Nutzung beaufsichtigen soll. Alle folgenden Fragen sollten mit einem klaren Verständnis der eigenen Rolle beantwortet werden. Die eigene Rolle wirkt sich darauf aus, wie detailliert einige der Fragen im Folgenden beantwortet werden müssen: bei interner Nutzung geht es viel mehr um die Details, wie die Daten genutzt werden, während bei externer Datenweitergabe die Art und Weise, wie die Daten weitergegeben werden, ausschlaggebender ist. Die Ermittlung der Rolle am Anfang dieses Audits soll also helfen, die richtigen Fragen mit der entsprechenden Detailtiefe zu bearbeiten. Außerdem hilft die Reflexion der eigenen Perspektive zu erkennen, ob die eigene Rolle und Verantwortung die Datensituation innerhalb des Projekts gut abdeckt. Andernfalls kann es hilfreich sein, die Expertise von weiteren Personen mit komplementären Rollen zu dem Audit hinzuzufügen, um ein möglichst vollständiges Bild der Herausforderungen des Projekts zu bekommen.
Steckbrief des Projekts
Grundeigenschaften des Projekts
Um die Datensituation im Projekt richtig zu verstehen, ist es wichtig, die grundlegenden Eigenschaften in einem Mobilitätsdaten-Projekt deutlich auszuformulieren. Es geht hier um eine erste grobe Beschreibung des Projekts, die in den folgenden Komponenten sukzessive angereichert wird. Je nach Projekt, kann diese Beschreibung allgemeiner oder spezifischer sein, sollte aber so deutlich wie möglich formuliert werden.
Die folgenden Fragen helfen dabei die grundlegenden Informationen auf der beigefügten Vorlage Projektsteckbrief zusammenzutragen:
- Wer: Mit welchen Personen, Gruppen und/oder Organisationen (Datennutzer:innen) sollen die Daten geteilt werden? Diese können beispielsweise interne Nutzer:innen in der gleichen Organisation sein, externe Nutzer:innen in einer anderen Organisation oder die Allgemeinheit.
- Warum: Aus welchem Grund sollen die Daten geteilt oder veröffentlicht werden? Es geht hier um die Motivation der Organisation, die die Daten zur Verfügung stellen will (Datenverwalter:innen). Gründe können zum Beispiel die Verbesserung der eigenen Dienste, die Unterstützung eines gemeinnützigen Projekts oder eine finanzielle Vergütung sein.
- Was: Wofür wollen die Datennutzer:innen die Daten verwenden (der Anwendungsfall) und welche zusätzlichen Verwendungsmöglichkeiten bieten die Daten in der neuen Umgebung (von einer sicheren Umgebung bis hin zu einer unkontrollierten Weiterverbreitung). Obwohl es nicht möglich ist alle Anwendungsfälle der Daten vorauszusehen, sollte man doch versuchen einen möglichst genauen Eindruck zu bekommen, um die nachfolgenden nötigen Schritte daraufhin anpassen zu können.
Einordnung des Projekts anhand der Art der Datenweitergabe
Als nächsten Schritt soll die Datenweitergabe des Projekts kategorisiert werden. Die meisten Daten-Projekte passen in eine der vier nachfolgenden Kategorien. Diese Kategorien haben verschiedene Eigenschaften und Herausforderungen. Die Einteilung hilft bei der Erarbeitung der spezifischen Fragestellungen im Folgenden.
- Interne Weiterverwendung der Daten nach der Löschfrist
- Interne Weiterverarbeitung der Daten für einen veränderten Verwendungszweck
- Teilen von Daten mit spezifischen Dritten
- Veröffentlichung der Daten oder von Ergebnissen aus den Daten
- Die Antworten auf die Grundeigenschaften des Projekts oben helfen oft die Kategorisierung vorzunehmen, aber eine eindeutige Zuordnung bestimmter Fragen zu den Kategorien ist nicht unbedingt möglich. Eventuell müssen weitere Eigenschaften des Projekts miteinbezogen werden, um die richtige Kategorie zu identifizieren.
- Manche Projekte lassen sich nicht eindeutig in eine Kategorie einordnen. In dem Fall kann man entweder die Kategorie wählen, die dem Projekt am nächsten kommt, oder im Weiteren die Implikationen für mehrere Kategorien betrachten.
- Andere Projekte passen in keine der oben genannten Kategorien. In dem Fall müssen im Folgenden die Eigenschaften des Projekts unabhängig von der Kategorie genau betrachtet werden.
- Das Shared Mobility-Unternehmen Scoooot teilt seine Nutzungsdaten mit dem regionalen ÖPNV-Unternehmen (wer), das für die Bereitstellung von Mobility Hubs für die Förderung intermodaler Mobilität verantwortlich ist (was). Durch den Kooperationsvertrag besteht eine Verpflichtung zur Übermittlung dieser Daten (warum). Hier geht es um die Teilung der Daten mit Dritten (ÖPNV-Unternehmen).
- Scoooot verkauft (warum) einen Datensatz an ein Forschungsinstitut (wer), welches möglichst genaue Bewegungsdaten der Stadtbevölkerung in ihr Verkehrsmodell integrieren möchte (was). In diesem Beispiel geht es um das Teilen der Daten mit Dritten (Forschungsinstitut) und die mögliche Veröffentlichung von Ergebnissen aus den Daten.
- Für einen öffentlichen Hackathon werden den Teilnehmenden (wer) Nutzungsdaten von Scoooot bereitgestellt. Je zahlreicher und detaillierter die Daten, desto größer die Anwendungsmöglichkeiten der Teilnehmenden (was). Das Unternehmen erhofft sich, durch den Hackathon Aufmerksamkeit bei jungen Entwickler:innen zu erzeugen (warum). Da die Daten in der Veranstaltung öffentlich zur Verfügung gestellt werden, geht es hier um die Veröffentlichung der Daten.
[1] A. Kapp, „Collection, usage and privacy of mobility data in the enterprise and public administrations“, PoPETs, Bd. 2022, Nr. 4, S. 440–456, Okt. 2022, doi: 10.56553/popets-2022-0117.